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Heft Nr. 42 vom 16. Oktober 2006 auf Seite 41


[ 16.10.2006 ]

Staat kontra Gemeinnützigkeit

Staat will Steuervorteile streichen „Laßt die Vereine in Ruhe!“

Fast 600.000 Vereine gibt es in Deutschland. Und denen soll jetzt – so plant die Regierung – die Gemeinnützigkeit abgesprochen werden.

Was das konkret bedeutet? Für viele Vereine das Aus.

Fotos für die Illustrierte Bild der Frau

Skatspielen, Fotografieren, Kaninchenzüchten oder CB-Funken: Es gibt kaum ein Hobby, das man nicht mit Gleichgesinnten in einem Verein ausüben kann. 

Jetzt aber droht den sogenannten Hobby-Vereinen die Pleite: Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung behauptet nämlich, dass Hobby-Vereinigungen sich nicht ums Gemeinwohl kümmern – sondern nur um ihre ganz private Leidenschaft. Und dafür sollen keine staatlichen Zuschüsse mehr gezahlt, kein Steuernachlass und keine Spendenprivilegien gewährt werden.

„Für uns eine Katastrophe!“, sagt Thorsten Zech (45), Vereinsvorsitzender des 35 Mitglieder starken Fanfarenzugs Ossmannstedt e.V..  „Das würde heißen, wir dürfen keine Spenden-Quittungen mehr ausstellen. Dann würden uns keine Firmen mehr sponsern. “Von der finanziellen Hilfe der Sponsoren ist der Verein aber abhängig. „Davon finanzieren wir die Busfahrten zu unseren Auftrittsorten oder unsere Uniformen.“, sagt Thorsten Zech. „Die könnten sich viele Mitglieder sonst nicht leisten. Auch neue Fanfaren kaufen wir damit. Ein Instrument kostet allein 250 Euro.“

„Wir tun sehr viel fürs Gemeinwohl“

Der Vereinschef ist sauer: „Und natürlich nützen wir dem Gemeinwohl! Bei uns lernen Menschen jeden Alters, sich gegenseitig zu respektieren. Kinder und Jugendliche erfahren, dass es Regeln gibt, die sie einhalten müssen.“

Auch für Dieter Schenk (47), Schatzmeister der 1. Radfahrer-Vereinigung 1892 Schweinfurt e.V., ist sein Verein mehr als sein Privatvergnügen: „Die Mitglieder unserer Radwandergruppe lernen zum Beispiel, die Natur zu schätzen und zu schützen.“ Das Vorstands-Mitglied ist sicher, dass vor allem Kindern die Mitgliedschaft im Verein guttut: 

„Die Jugend lernt soziales Verhalten. Außerdem hält der Sport fit, macht selbstbewusst!“

Verliert der Verein wirklich die Gemeinnützigkeit, wäre das ein besonders harter Schlag für die Radball-Gruppen: „Ohne Privat-Spenden und Zuschüsse der Stadt wird’s schwierig“, sagt Dieter Schenk. „Die Anreisen zu den Turnieren müssten selbst bezahlt werden.“ Der Schatzmeister hat Angst, dass viele Mitglieder dann aussteigen: „Wer kann schon 1500 bis 1800 Euro für ein Radball-Fahrrad aus eigener Tasche zahlen?“

CÈCILE HOEBORN

Foto: Frank Boxler. Das Foto ist Bestandteil einer Fotoserie aufgenommen im Schloss Sulzheim.

Die Fotoserie im Schloss Sulzheim

Frauenzeitschrift BILD DER FRAU Nr.42, 16. Oktober 2006:

Staat kontra Gemeinnützigkeit - Bericht in der Bild der Frau